Die Prignitz als neuer Lebensort hat sich für mich ganz zufällig ergeben. Nach fast 10 Jahren Großstadtleben in Berlin zog es mich zunächst nach Eberswalde. Dort merkte ich allerdings, dass mir das als richtiges Landleben noch nicht so ganz ausreichte. Da kam das Angebot eines Bekannten, in die freie Wohnung seines alten 4-Seiten-Hof einzuziehen gerade richtig. 2019 schnappte ich mir also zwei Freundinnen und gründete eine WG in Kemnitz.

Ursprünglich komme ich aus einem Dorf in Ostfriesland und konnte mich daher ganz gut in die ländlichen Strukturen einfinden. Die flache Landschaft, der Wind der einem auf den Feldwegen um die Ohren saust und die alten Klinkerbauten erinnern mich an meine Heimat und geben ein wohliges Gefühl. Und zum Meer ist es auch nicht allzu weit.

Im ersten Jahr pendelte ich zum Arbeiten nach Berlin und so erhielt mir meine Stelle als Erlebnispädagogin noch die Verbindung zur Großstadt. Doch dann tat sich Anfang 2021 eine große Gelegenheit auf: ein Seminar- und Ferienhof mit Tieren und viel Platz um Träume wahr werden zu lassen sucht neue Nachfolger*innen. Diese Chance konnten mein Partner und ich uns nicht entgehen lassen und so können nun dort meine erlebnispädagogischen Gruppenangebote stattfinden. Ebenso wie viele andere Veranstaltungen zu Themen wie Umweltbildung, Körperwahrnehmung, nachhaltig Bauen, tiergestützte Pädagogik und vieles mehr.

Die Bezeichnung ‘Raumpioniere’ beschreibt für mich perfekt die Prignitz, denn hier steckt so viel Potenzial, welches darauf wartet von Pionier*innen ausgeschöpft zu werden. Diese Potenziale zu erkennen und zu nutzen, macht unglaublich viel Freude und wird nach meinem Empfinden sehr dankbar von den Menschen, die hier leben angenommen.

Ein gutes vegetarisches Essen in einer gemütlichen Atmosphäre wie man es in Berlin zu Genüge finden kann, fehlt mir hier dann doch ab und zu. Deswegen ist meine Prignitzer Perle das Restaurant ‘Markt 11’ in Wittstock/Dosse. Da gibt es wunderbar leckere und vor allem regionale Gerichte, die mit so viel Liebe zum Detail zubereitet werden. Es ist immer wie ein kleiner Urlaub für mich, dort Essen zu gehen. Eine weitere Perle ist für mich der Hainholz in Pritzwalk, der durch seinen großflächigen Laubmischwald ein wertvolles Pendant zu den doch häufig hier vorkommenden tristen Nadelbaumplantagen bildet. Ein Spaziergang am naturbelassenen Bachlauf entlang und über die verwunschenen Waldwege sind eine echte Wohltat für mich.